Heute morgen gingen wir vor Pevas, Perú, der ältesten Stadt in ganz Amazonien vor Anker.
Unser eigentliches Ziel war aber eine indianische Ortschaft namens Pucaurquillo, was übersetzt „der Ort der roten Erde“ heißt. In diesem Dorf leben 2 unterschiedliche Indianerstämme. Ein Dorfhälfte wird von etwa 350 Huitoto bewohnt, die andere von 700 Bora. Beide sprechen verwandte Sprachen und sind sich auch in ihrer Kultur recht ähnlich.
Die Fahrt zu der Ortschaft stellt die Crew und besonders das Expeditionsteam vor gewisse logistische Herausforderung, denn es gibt kein lokales Boot, das groß genug ist für alle expeditionswütigen Passagiere. Also wurde aufgeteilt. Die Hälfte der Gäste fuhr mit den Zodiacs in die Huitoto-Dorfhälfte. Dort gab es einen geführten Spaziergang mit Erklärungen und eine Tanzvorführung in der Maloka, dem Gemeinschaftshaus.
Die andere Hälfte, zu der wir gehörten, fuhr mit einem stilechten Amazonas-Dampfer aus Metall, der „Amazon King“ in die Dorfhälfte der Bora und erlebt dort ebenfalls ein Programm aus Dorfführung und Tanz in der Maloka.
Auf der Amazonas King gab es Erläuterungen von einem lokalen Tour Guide zu den beiden Stämmen, deren Zusammenleben, und zu dem was uns erwartet. Wie schon in anderen Dörfern, unterstützt Hapag Lloyd Cruises auch hier regelmäßig mit Schulmitteln für die Kinder und soweit möglich mit anderen Dingen die benötigt werden. Die Fahrt dauerte 45 Minuten und bot uns ein ähnliches Bild wie das, was wir schon vorher in anderen kleinen Dörfern entlang der Ufer des Amazonas und seiner Nebenflüsse gesehen hatten. Ab und zu treffen wir unsere Zodiacs, die natürlich ihren Schnelligkeitsvorteil nutzen, nochmal einen schnellen Blick in den einen oder anderen Seitenkanal zu werfen. Immer wieder wird uns von den Einheimischen freundlich vom Ufer aus zu gewunken.
Am Dorf angekommen, fanden wir überraschenderweise ein schon fast modern anmutende Anlegestelle vor. Der Verdacht kam auf, dass man diese wohl extra für unseren Besuch gebaut hatte, da die Inspiration in Kürze auf dem Rückweg flußabwärts ja wieder vorbei kommt.
Ein Dorfbewohner stand schon als Empfangskomitee bereit, doch zunächst hatten wir den "Aufstieg" ins Dorf zu überwinden. Bei inzwischen deutlich über 30° und 90% Luftfeuchtigkeit in Gummistiefeln und mit Schwimmweste eine echte körperliche Herausforderung.
Oben angekommen führte man uns direkt zur Maloka, dem Gemeinschaftshaus. Wir wurden vom Stammesältesten und seiner Frau begrüßt. Zunächst fand der Austausch von Willkommensgeschenken statt. Anschließend bekamen wir eine kurze Erklärung zu den Tänzen, die man uns zeigen wollte.
Die Präsentation begann mit der Vorführung zur Kommunikation der beiden Stämme untereinander. Dazu wird ein Paar aus einer männlichen und einer weiblichen Schlitztrommel genutzt. Die Sprachen der Huitoto und Bora sind Tonalsprachen, bei denen die Tonhöhe bedeutungstragend ist. Die Sprache bekommt dadurch eine natürliche Melodie. Diese kann durch die verschieden gestimmten Zungen der ausgehöhlten Trommeln nachgeahmt werden. Deshalb dienen diese riesigen, weittragenden Schlitztrommeln bis heute auch dazu, Botschaften in andere Dörfer zu übermitteln.
Ich durfte mich als "Freiwilliger" an den Trommeln versuchen. Es muss eine lustige Nachricht gewesen sein. Der Jubel und wohl auch das Gelächter der Bora war groß.
Anschließend wurden uns mehrere Tänze vorgeführt. Sie feiern so z.B. die Ernte bestimmter Früchte und die Anakonda, in Ihrem Glauben ein wichtiges Schöpfungswesen. Und natürlich wurde ihren Gästen die Ehre erwiesen, an diesem "Ritual" teilzunehmen. Eingerahmt von 2 hübschen Dorfbewohnerinnen gibt man dann sein Bestes, die Schrittfolgen halbwegs zu meistern. Ablehnen kann man / sollte man diese Ehre schon aus Gründen der Höflichkeit nicht.
Zum Abschluß gab es dann noch die Chance, handgefertigte Souvenirs zu kaufen. Auch das hilft dem Stamm und so haben uns entschlossen, unserem Püppchen aus Namibia eine "Schwester" aus Peru mitzubringen
Anschließend ging es noch auf einen Rundgang durchs Dorf. Auch hier ist man uns mit überall mit großer Herzlichkeit und Stolz begegnet.
Mal wieder ein sehr lehrreicher Tag für uns!!
Wer hier im Dorf kein Souvenir finden konnte , hatte nach Rückkehr zum Schiff über Mittag noch einmal Gelegenheit. Da hatten wieder reichlich lokale Boote an unserer Marina fest gemacht. Unter großem Gefeilsche kann getauscht und gekauft werden. Im Angebot sind allerdings auch Dinge, die wir nicht einführen dürfen wie Ozelot-Felle, Krokodil-Schädel und riesige Krallen von Ameisenbären. Der Gipfel war ein lebendiges Ferkel
Für uns begann am Nachmittag die "schlimmste" Phase der Kreuzfahrt, wir mussten packen. 18 unglaublich schöne und erlebnisreiche Tage neigen sich dem Ende zu. Morgen früh legen wir nach knapp 4000km (!!!) auf diesem gigantischen Strom gegen 6:00 Uhr in Iquitos/Peru an.
Alles Weitere morgen von dort!!!
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Susi & Hajo (Mittwoch, 03 April 2024 21:39)
Auch das war ja wieder ein ganz besonderer Tag bei den Bora …Helmut, super getrommelt und getanzt �� - was für ein Glück, dass sie Dich nicht da behalten haben �