· 

AMZ03/24, Tag 15, Rio Jutai

 

Sorry, wir "hinken" zeitlich ein wenig hinterher. Aber das ist dem Zeitmangel aufgrund der täglichen Aktivitäten geschuldet. Außerdem läuft das Netz im Dschungel leider nicht immer wie zuhause.

 

Heute ankern wir im Rio Jutai. Natürlich haben wir auch heute wieder ein strammes Tagesprogramm. Bei zwei Ausfahrten geht es in den Igapó Wald. Dabei handelt es sich um einen immergrünen Überschwemmungswald, der in den Auen entlang der nährstoffarmen Schwarzwasserflüsse zu finden ist. Bei dem jetzigen Wasserstand, fühlt es sich an, als würden wir in Höhe der Baummitte fahren. 

Obwohl es recht stark regnete, wurde die erste Farbgruppe bereits um 6:30 für eine 1,5 - 2h lange Fahrt aufgerufen. Kaum waren die in den Booten, hörte der Regen auf. Das liess unsere Stimmung steigen, denn wir waren heute erst als vorletztes Boot in der zweiten Farbgruppe dran. Hätten wir da schon gewußt, was wettermäßig auf uns zu kam, wären wir wahrscheinlich nicht ins Zodiac gestiegen. 

Unsere Fahrt führte uns in einen engen Kanal und begann trocken, aber nach ca. 10 Minuten öffneten sich die himmlischen Schleusen. Allerdings zunächst noch nicht sehr weit. Es tröpfelte mal etwas mehr, mal etwas weniger stark. Da konnten wir dem Regen sogar noch etwas Positives abgewinnen, denn hier regnet es warm. 

So glitten wir mit den Booten gemächlich durch diese überwältigende Natur, begleitet vom Geschrei und Gepiepe der Papageien und anderer Vogelarten, die sich unsichtbar irgendwo in den Baumkronen versteckten. Eine Hoffnung auf Tiersichtungen brauchten wir uns laut unserem Experten nicht zu machen, denn die suchen Schutz im dichten Wald, bis der Regen aufhört. 

Aber Pflanzen können ja auch sehr schön sein und die verstecken sich nicht. Rote Bromelien waren zu sehen, die als Schmarotzer von ihren Baumwirten leben. Philodendren und ab und zu eine Orchidee, einfach schön. 

Je weiter wir in den Wald eindrangen, wurde die “Fahrtrinne” immer enger, so daß wir mit den Hilfspaddeln auf beiden Seiten des Bootes immer wieder überhängende Zweige von Palmen, Büschen und Farnen wegdrücken mussten. Denn auf deren Blättern und Zweigen halten sich mit Vorliebe Spinnen, Käfer und andere Krabbeltiere auf, die nicht nur ins Boot, sondern auch gerne mal in den Kragen fallen. Deshalb trage ich bei den Ausfahrten immer meinen Hut mit der großen Krempe. 

Dann öffnete der himmlische Schleusenwärter endgültig die Schleusentore und es goß wie aus Kübeln. Innerhalb von Minuten waren wir alle bis auf die Knochen durchnäßt. Aber wie gesagt, frieren musste keiner, denn hier regnet es warm.

Zurück am Schiff hieß es dann erst einmal alles trockenlegen und Duschen. Zum Glück ist die Inspiration für solche Fälle gerüstet, denn unsere nassen Sachen wurden vom Housekeeping abgeholt und in einen speziellen Trockenschrank gepackt. Schließlich stand am frühen Nachmittag schon die zweite Ausfahrt auf dem Plan.

 

Nachdem alle Gäste schön “durchgeweicht" wieder an Bord waren und einen perfekten Eindruck vom Regenwald bekommen hatten, wurde der Anker gehoben und die Inspiration verholte auf eine andere Ankerposition einige Seemeilen flußaufwärts. Von dort startet die zweite Ausfahrt am Nachmittag.

Vorher gab es zum Mittagessen im Lido-Restaurant an der Grillstation leckere Burger, von Beef über Pulled Pork bis Veggie. Dazu sehr leckere Süßkartoffel Pommes. 

Während des Mittagessens bekam die Inspiration Besuch. Der Kapitän hatte die Marina herunterfahren lassen und eine ganze Flotte von Kanus mit Tikuna-Indianern belagerte das Heck des Schiffes. Nachdem die erste Scheu auf beiden Seiten etwas abgenommen hatte, begann ein reger Tauschhandel. Kokosnüsse, Bananen, Wassermelonen, Kunsthandwerk, T-Shirts, Baseballkappen und andere Textilien wechselten den Besitzer. Die Verständigung lief über Gesten wie Zeigen, Kopfnicken-oder Schütteln, Lächeln oder auch einfach Wegschauen.

 

Unsere zweite Ausfahrt führte uns wieder in den Igapó und gleich bei der Einfahrt in den engen Kanal entdecken wir eine botanische Kuriosität wie es heißt. Ein Micky-Mouse-Bush. Die Fruchtstände des Strauches erinnern tatsächlich ein wenig an die Ohren der berühmten Comic-Figur. 

Wenig später sahen wir an einem Baum gleich zwei große Nester von Feuerameisen. Wir haben in Respektsabstand gehalten, den der Kontakt mit den Biestern ist zwar nicht lebensgefährlich, aber es brennt und juckt höllisch, wenn man mit ihnen in Berührung kommt. 

Beeindruckend sind auch die verschiedenen Baumformen in diesem “Wald”. Oft sieht es so aus, als hätte man von außen einen Knoten in die Äste gemacht. Manchmal stehen aber auch nur noch nackte Stämme im Wasser. Zu bemerken sei auch, dass zur Zeit die Hälfte der Bäume und Büsche unter Wasser stehen. Im Moment sind wir noch am Anfang der Regenzeit. In diesem Jahr sieht es so aus, als würde es eine normal Regenzeit werden, was bedeutet, dass die Einheimischen in 2-3 Monaten mit ihren Booten in Höhe der Baumkronen fahren.

Eine Begegnung der besonderen Art hatten wir, als eine Mitfahrerin plötzlich ausrief: “Stop, Stop, da hängt eine Vogelspinne!!” Also, Rückwärtsgang rein und langsam zurückgleiten. Nun bin ich auf ein solches “Rendezvous” nicht unbedingt scharf, aber neugierig war ich doch. Tatsächlich hing sie am Blatt eines Busches, unter dem wir ein paar Sekunden vorher durch gefahren sind. Kein sehr angenehmer Gedanke. 

Auf der Weiterfahrt weitete sich der schmale Kanal zu einem kleinen See aus, an dessen Ufer sich eine Cabloco Familie angesiedelt hatte. Für sie waren wir mit unserem Zodiac wohl eine kleine Sensation, denn einige der Kinder kamen direkt auf uns zu und sprangen sogar in den See. Neben einer Hütte blühte in einem Busch eine Cattleya, die Nationalblume Brasiliens, leider etwas weit weg für ein detailliertes Foto. Deshalb habe mir von einem unserer Experten eines “ausgeliehen”.

Kaum waren wir am anderen Ende des See’s wieder in den Kanal eingefahren, gab es einen kleinen Zodiac-Stau. Hoch oben in einer Baumkrone war ein kleiner Ameisenbär auf Futtersuche. Mal sah man den Schwanz, dann wieder einen Teil des Körpers, aber ganz bekam man ihn durch das relativ dichte Blattwerk nicht zu sehen. 

Bei der Rückkehr zum Schiff waren immer noch einige neugierige Cablocos um das Schiff herum mit ihren Kanus unterwegs. Die “Handelstätigkeiten” waren aber inzwischen zu Ende.

 

Nachdem alle Zodiacs wieder sicher zurück an Bord waren, wurde der Anker gelichtet und die Hanseatic Inspiration nahm die 111 Seemeilen nach Panelas in Angriff, wo wir morgen früh gegen 6:30 Uhr vor Anker gehen wollen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0