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AMZ03/24, Tag 13, Cuxiu Muni

 

Um 6:30 Uhr heute morgen warf die Inspiration Anker vor der Einmündung des Rio Cuxiu Muni, einem Nebenfluss des Amazonas. Wobei das nicht ganz richtig ist, denn seit Manaus ist unsere Amazonas-Kreuzfahrt eigentlich beendet. Seit wir Manaus verlassen haben, heißt der Fluss bis zur Grenze von Peru nun Rio Solimões. Danach wird er dann wieder zum Amazonas !?!? Die Gründe für diesen Namenswechsel sind wohl nur der brasilianischen Regierung bekannt. Weder die Experten noch der Kapitän konnten die Frage beantworten.

Heute hatten wir ein wirklich strammes Programm vor der Brust. Unmittelbar nach dem Ankern wurden die Zodiacs zu Wasser gelassen. Am Morgen stand eine Zodiac-Rundfahrt in den Seitenarm auf der Liste. Am Nachmittag wollen wir die Coboclo-Siedlung besuchen und sobald die Dunkelheit hereingebrochen ist, geht es auf eine nächtliche Ausfahrt. Darauf freuen wir uns ganz besonders. Wann hat man als Mitteleuropäer schon mal die Gelegenheit, bei Nacht auf einem Boot im Dschungel herumzustrolchen. 

Wir gehörten heute wieder zu der ersten Zodiac-Gruppe und mussten dem entsprechend früh raus. Unserer Zodiac-Fahrerin Monika, ihres Zeichens promovierte Biologin und eine der Expertinnen an Bord, hatte recht schnell einen hübschen Frosch entdeckt und diesen auch ohne Probleme vom Blatt eines Baumes geklaubt. Ansonsten war es - was Tiersichtungen anging - eher mau heute morgen. Aber keine Zodiacfahrt ist langweilig. Diese umwerfende Natur bietet die tollsten Motive. In diesem Bereich ist auch schon deutlich mehr Regen gefallen als weiter flussabwärts. Hier sind die Wurzelbereiche der Bäume bereits unter der Wasseroberfläche und ermöglichen, das man mit dem Boot direkt zwischen die Bäume und Sträucher manövrieren kann. Eine echt coole Sache.

Zurück an Bord war dann erst einmal Frühstück mit anschließendem Ausruhen angesagt.

 

Am Nachmittag stand der Besuch in der Caboclos-Siedlung San Francisco auf dem Programm. Dazu wurde ein Shuttle-Service mit den Zodiacs eingerichtet. Damit war die Möglichkeit gegeben, wann immer man wollte zum Schiff zurückzukehren. Im Dorf wurden dann Gruppen gebildet, die mit den brasilianisch/portugiesisch-spechenden Experten das Dorf erkunden konnten.

Boca do Cuxiu Muni (sprich Kutschi Muniiii) ist ein hauptsächlich von Caboclos bewohnte Siedlung. Caboclos sind Nachfahren von Indianern und Europäern und leben in einfachen, meist mit Palmblätter gedeckten Pfahlbauten am Ufer des Flusses. Zu Hochwasserzeiten erreicht das Wasser fast den Boden dieser Häuser. Dann ist auch der unvermeidliche Fussballplatz überschwemmt, was fast einer Tragödie gleich kommt. In Niedrigwasserzeiten dient der schattige Bereich unter dem Haus auch sehr gerne  mal als Platz für die Siesta in der Hängematte.

Hapag Lloyd sponsert und unterstützt die Einwohner dort seit Jahren mit notwendigen Utensilien, zum Beispiel für die Schule. Wir bekamen auch eine “Wunschliste” mit Dingen, die vordringlich gebraucht werden, mit auf den Weg. Die Crew besorgt diese Dinge soweit möglich in Iquitos in Peru. Auf der Rücktour nach Belem macht die INSPIRATION in ca. 3 Wochen wieder planmäßig Halt in Cuxiu Muni. Dann werden diese Utensilien in einer kleinen Zeremonie an den “Bürgermeister” übergeben. Dieses Verhältnis ist über die Zeit gewachsen und gegenseitiges Vertrauen hat sich entwickelt. Darum treten die Einwohner den Passagieren von HLC, wenn auch scheu, dennoch sehr freundlich gegenüber.

Bleibt noch zu erwähnen, dass es heute Nachmittag fast wolkenlos war und die Temperatur lt. Käpt’n auf “angenehme” 41° stieg. Die Luftfeuchtigkeit war mit 92% eher im Normalbereich.

 

Da ab 19:00 Uhr die Ausbootung zur Nachtfahrt terminiert war, wurden die Restaurants bereits um 17:30 Uhr geöffnet. So ein 6-Gang-Menü dauert schon seine Zeit, so wurde es 18:45 Uhr, bis wir fertig waren. Nun war Eile geboten, denn wir mussten noch Insektenstich-Vorsorge betrieben, will heißen, alle unbedeckten Stellen mit Schutzmittel einsprühen und dann in unsere angeblich stichfeste “Zodiac-Montur” schlüpfen.

Wir haben es pünktlich geschafft, somit konnte das mit Spannung erwartete bisherige Highlight dieser Kreuzfahrt starten. Und es ging auch gleich richtig gut los. Wir hatten den Seitenarm noch gar nicht richtig erreicht, da fand schon die erste Zodiac-Rudelbildung statt. Experte Mo Junior hatte einen Kaiman gespottet und an Bord seines Zodiacs geholt. Über Funk wurde die Nachricht verbreitet und schon kamen alle vorbei. Natürlich wollte jeder einen Blick erhaschen. Nachdem uns von den Experten versichert wurde, dass dem Tier keinerlei Schaden zugefügt würde, durfte dann jeder einmal genauer hinschauen, Foto’s machen und wer wollte, konnte ihn auch einmal vorsichtig anfassen/streicheln. Anschließend wurde der Kleine wieder in sein angestammtes Habitat entlassen. Zwei kurze Schläge mit dem Schwanz, schon war er verschwunden.

Jedes Boot war mit 8 Passagieren sowie einem Fahrer und einem Experten/Spotter besetzt. Dieser war als Einziger an Bord mit einer starken Taschenlampe ausgerüstet. Bei allen Handy’s und Kameras musste zwingend der Blitz ausgeschaltet sein, was auch für die Handy-Taschenlampe galt. Tiefer im Seitenkanal liess unsere Expertin Claudia den Motor des Zodiacs ausschalten, so dass wir den “Sound of the Djungle” - wie sie es nannte - für ein paar Minuten lauschen konnten. Im Licht des Vollmonds war das ein fast schon mystischer Moment, absolut faszinierend!!

Man konnte Fledermäuse sehen, die mit akrobatischen Flugmanövern auf Insektenjagd waren. Unmöglich zu fotografieren mit unseren Mitteln. Frösche quakten, hier und da hörte man den Ruf von Papageien und anderen Tieren, und immer wieder tauchten irgendwo graue Delphine kurzzeitig auf. Keine Chance für die Kamera im Dunkeln. Aber der Vollmond hatte genügend Licht für unsere Augen “angeknipst”.

Auch wir wurden später noch mit einem Kaiman belohnt, den Lottchen streicheln durfte. Ich durfte ihn sogar halten und später mit Claudia zusammen wieder zurück ins Wasser entlassen. Ein toller Moment für uns. Von einigen Booten hörten wir, dass Schlangen gesichtet wurden und ein Boot sogar eine Faultiermutter mit ihrem Jungen in den Bäumen entdeckt hatte. Wir haben noch einen Frosch und die Schwanzspitze einer Schlange gesehen. Wobei diese auch genauso gut ein Teil einer Liane hätte sein können.

Glücklich und zufrieden sind wir nach knapp zwei Stunden wieder zurück zum Schiff. Es war insgesamt ein sehr stressiger, aber auch unglaublich schöner unvergesslicher Tag.

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Kommentare: 1
  • #1

    Jacky (Samstag, 30 März 2024 11:58)

    Wow! Das klingt nach einem spannenden Tag/Abend mit unvergesslichen Momenten! �