Am zweiten Tag in Manaus stand ein Ganztagesausflug unter dem Motto “Bootsfahrt im Janauari-Park" auf dem Programm. Dazu sind wir mit einem der typischen lokalen Boote zunächst den Rio Negro entlang der Skyline von Manaus bis zum Eingang des Parks gefahren, der zwischen den beiden Flüssen Rio Negro und Rio Solimões liegt.
Im Janauari Park stand der Wechsel auf kleine Boote mit Außenbordmotor und Dach an, mit denen wir die kleinen engen Nebenflüsse und überfluteten Lagunen erkunden wollen. Die Dächer an den Booten waren heute ein wahrer Segen, denn sie boten uns zunächst Schutz vor der Sonne (es war in der Spitze bis 42° Grad warm), und am Nachmittag Schutz vor dem üblichen Platzregen, der hier in der Regenzeit wie eine warme Massage-Dusche herunterkommt. Die Einheimischen sind froh über jeden Tropfen Regen. Die Dürre ist zwar vorbei, aber der Wasserstand hat nach wie vor seinen normalen Pegel bei weitem noch nicht erreicht.
Zur Bootswechselstation gehört natürlich auch ein Souvenirladen, Attraktion ist aber ein eingezäunter Pool, in dem mehrere Arapaima’s schwammen. Der Arapaima, oder wie er hier in Brasilien auch genannt wird, der Pirarucu, ist der größte Fisch des Amazonas und kann über 2 Meter lang und über 130 Kilogramm schwer werden. Wer wollte, konnte eine Angel an der ein Fisch mit einem Seil befestigt ist knapp über die Wasseroberfläche halten. Dann bekommt man sehr schnell zu sehen und zu spüren, warum der Arapaima als der gefährlichste Fisch im Amazonas angesehen wird. Das Wasser brodelt kurz auf, dann tut es einen Knall wenn die Kiefer zusammen klappen und an der Angel hängt nur noch ein kurzes Stück Seil. Lottchen hat einen Versuch unternommen und war nicht nur den Fisch an ihrer Angel direkt wieder los, sondern hatte auch Glück, das ihr die selbige nicht aus den Händen gerissen wurde. Neben Touristen 😉, gehören Piranhas zu seiner Leibspeise. Umgekehrt können die Piranhas ihm nichts anhaben, da die Schuppen des Arapaima extrem dicht und hart sind.
Als es dann endlich losging, bekamen wir bei der Fahrt durch den Hauptkanal des Parks die Gelegenheit, das hier ansässige Dorf vom Boot aus zu besichtigen. Hier leben etwa 700 Einwohner in bzw. auf sogenannten “Floating Homes” = Schwimmende Häuser in einfachsten Verhältnissen. Die Häuser sind je nach Größe auf 3 - 4 massive Baumstämme gesetzt und am Ufer vertäut. Darauf sind als Boden des Hauses einfache Bretter befestigt.
Es gibt ein Schule mit zugehörigem Schulboot, welches die Kinder aus der Umgebung abholt und nach Schulschluss wieder nach Hause bringt. Eine Kirche darf natürlich auch nicht fehlen, und was in Brasilien grundsätzlich nicht fehlen darf, ist natürlich ein Fußballplatz!! Das Leben spielt sich überwiegend draußen ab und richtet sich sehr stark nach Tag und Nacht. So dicht am Äquator heißt das jeweils 12 Stunden. Was für uns bei Einbruch der Dämmerung eine echte Plage ist, stört die Einheimischen nicht weiter, sie sind gegen Insektenstiche jedweder Art quasi immun.
Nach der “Dorfbesichtigung” ging es dann weiter. Wir sind durch kleine Kanalöffnungen in den Schwarzwasser-Überschwemmungspark Igapo eingefahren. Ab dann hieß es nur noch Augen und Ohren auf, um ja nichts in dieser faszinierenden Flora und Fauna zu verpassen. Immer wieder waren am Ufer auch noch ein paar “Häuser” zu sehen. Doch dann war uns das Fotografenglück hold. Erst kam ein Iguana in Sicht, der sich oben im Baum ganz flach an einen Ast drückte, und kurze Zeit später kam uns ein Faultier vor die Linse, welches es sich direkt neben einem großen Termitennest gemütlich gemacht hatte. Da wir mit mehreren kleinen Booten unterwegs waren, führte die Sichtung der Tiere natürlich zu einem kleinen “Verkehrsstau” auf dem schmalen Kanal, der von einem Pferd am anderen Ufer mit großen Augen etwas verwundert beobachtet wurde.
Entlang des Kanals war anhand der Abbruchkanten am Ufer und der freiliegenden Baumwurzeln deutlich zu erkennen, bis zu welcher Höhe das Wasser in der Hauptregenzeit normalerweise steigt. Da ist noch deutlich Luft nach oben, aber wir sind ja auch erst am Anfang der Regenzeit. Die einheimischen Tourguides waren zuversichtlich, dass der Wasserpegel noch deutlich zunehmen wird in dieser Saison.
Zum Mittag gab es ein rustikales und sehr leckeres Mittagsessen in einem schwimmenden Restaurant auf dem Janauari See. Zur besseren Verdauung stand anschließend noch ein kurzer Spaziergang über einen wackeligen Baumwipfelpfad zu den Riesenseerosen statt. Dabei konnten wir ein Rudel Weisskopf-Kapuzineräffchen beobachten, die uns zeigten, was eine clevere Alternative zu einem wackeligen Spaziergang ist. Sie lagen faul auf den Ästen herum und hielten ihren Mittagsschlaf. An einem der Bäume hing ein großes Termitennest, das vorne eine Öffnung hatte und die Verästelung im Inneren zeigte. Am Ende des Baumwipfelpfades gab es einen kleinen Aussichtspunkt mit schönem Blick auf die Riesen-Rosen. Die großen Schwimmblätter haben einen aufgestellten Rand, der verhindert, dass sich die Blätter übereinander schieben und gegenseitig das Licht nehmen. Scharfe Stacheln an der Blattunterseite schützen die Seerose vor gefräßigen Fischen. Mehrere kindskopfgroße Blüten haben sich an die Wasseroberfläche geschoben, waren aber noch geschlossen. Geöffnet sind diese Blüten wunderschön.
Als nächstes stand die Suche nach einem günstigen Angelplatz für Piranhas an. Dummerweise hatte es inzwischen angefangen zu regnen und zu gewittern. Bei diesen Sturzbächen an Wasser, die hier vom Himmel kommen, war es nicht ganz einfach, einen halbwegs geschützten Platz zu finden. Das empfand der Iguana, der unterwegs an einem Baum hing, wohl genau so.
Schlußendlich hat es aber doch gekappt und die Angeln konnten ausgeworfen werden. Wobei es sich bei der “Angelrute” um einen simplen Rohrstock mit einem Stück Seil und einem Haken am Ende handelt. Anfangs biss nicht allzu viel an, doch als der Regen aufhörte, hingen ruck zuck einige dieser scharfzahnigen Vertreter am Haken.
Anschließend ging es zunächst zurück zum schwimmenden Restaurant. Dann Umstieg auf ein Schnellboot, mit dem es bei erneut einsetzendem Regen wieder zur Inspiration zurück ging.
Mit der Sail-Away Party vor dem Abendessen auf dem Pooldeck haben wir uns bei einem traumhaften Sonnenuntergang von Manaus verabschiedet und ein erlebnisreicher Tag ging so langsam dem Ende entgegen.
Morgen ankern wir vor Badajós. Da wir unser Ziel erst gegen 9:00 Uhr erreichen steht diesmal nur eine Zodiacfahrt am Vormittag auf dem Programm. Bis dahin!!
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Susi & Hajo (Mittwoch, 27 März 2024 21:47)
Das war in der Tat ein erlebnisreicher und sehr spannender Tag ! Ein weißer Hai ist ja nix gegen so einen Arapaima , da würde ich ja nicht einmal einen Zeh ins Wasser halten …da sind mir die Kapuzineräffchen deutlich sympathischer. Piranhas sind aber deutlich kleiner als diese Monsterfische, oder ?
Sehr interessant auch die Dorfbesichtigung … genießt die Bewohnerin auf dem letzten Foto gerade eine Outdoordusche ?
Wunderschöne Fotos mal wieder … auch von Euch beiden auf dem Pooldeck !