Manaus - viel Erinnerung von unserem ersten Besuch vor exakt 40 Jahren ist nicht geblieben. Zu Manaus findet ihr weiter unten etwas mehr., wenn wir über unseren kurzen Spaziergang berichten.
Wir hatten für den ersten Tag einen Ausflug unter dem Motto “Begegnung mit rosa Delphinen” gebucht. Dazu wurden wir mit einem Schnellboot gut 1h den Rio Negro hinauf dorthin gefahren, wo wir am Tag vorher noch mit der Inspiration gelegen haben.
Bei einem kurzen Zwischenstop im Überschwemmungsgebiet des Rio Negro haben wir im Dorf Paricatuba einen Zwischenstop gemacht. Dort gibt es mitten im Dschungel verlassene Ruinen einer Villa, die 1898 während des Kautschukbooms mit aus Europa importierten Materialien gebaut wurde. Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit als Handwerkerhaus für Kunstgewerbe, Unterkunft für Immigranten aus Italien, Schule, Lepra-Krankenhaus und sogar als Gefängnis benutzt. Heutzutage sind die Ruinen historisches und kulturelles Erbe. Mittlerweile werden sie vom Dschungel mit den Wurzeln des Apuizeiro, einer Art Feigenbaum, eingenommen. Die Natur holt sich quasi zurück, was ihr einmal gehörte.
Je nach Wasserstand laden die weißen Sandstrände des Rio Negros zum Baden ein. In dem Dorf leben ca. 2000 Einwohner, die vom Fischfang und den gelegentlichen Einnahmen des Tourismus leben. Aber es gibt eine Schule, eine Kirche, einige Souvenirläden und ein recht nettes Fischrestaurant direkt oberhalb der Anlegestelle am Strand.
Von dort ging es weiter zu einer Schwimmplattform. Die Delphine werden von den Dorfbewohnern gefüttert und halten sich deshalb für gewöhnlich in der Nähe der Plattform auf. Wer wollte konnte sich dort mit einer Schwimmweste ausgerüstet ins Wasser begeben, um die Delphine hautnah (im wahrsten Sinne des Wortes) zu erleben. Die Schwimmweste dient allerdings mehr dazu, eventuelle Schubser oder Flossenschläge der Delphine abzumildern. Die Tiere leben absolut frei und werden mit einem Fisch angelockt, kommen dann zur Plattform zwischen die Menschen, holen sich Ihre “Beute”, werfen sich herum und verschwinden mit einem kräftigen Schlag der Schwanzflosse wieder zurück in den Fluß. Ich hatte das “Glück” gleich zweimal, von diesem “Manöver” getroffen zu werden. Nichts Dramatisches, aber es tut ganz schön weh. Man kann sie während ihres “Besuchs” auch berühren und anfassen. Sie fühlen sich am Körper ziemlich glitschig und weich an. Aber es war ein tolles Erlebnis.
Ein paar kurze Fakten:
Manaus ist die Hauptstadt des größten brasilianischen Bundesstaates Amazonien. Sie liegt an der Mündung des Rio Negro in den Amazonas. In der Zeit zwischen 1870 und 1910 wurde die Stadt durch den Kautschukboom bekannt und eine der reichsten Städte weltweit. Die Region war lange Zeit der einzige Lieferant von Kautschuk. Mit Ende des Kautschukbooms begann der rasante Niedergang der Stadt und die ehemals strahlende Metropole, die auch das Paris der Tropen genannt wurde, verfiel mangels Wartung und Instandhaltung innerhalb kürzester Zeit.
Nach wie vor ist Manaus vor allem der historischen Bauwerke wegen sowie als touristischer Ausgangspunkt für Ausflüge in den sehr artenreichen, die Stadt umgebenden Amazonas-Regenwald bekannt.
Wir haben auf unserem Spaziergang noch die eine oder andere Spur dieses ehemaligen Glanzes anhand der Architektur der Gebäude sehen können. Doch dabei handelt es sich zumeist nur noch um die Fassaden, doch auch die sind zumeist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs, der mit Einrichtung der Freihandelszone 1957 einsetzte, findet sich niemand, weder Institution oder Firma noch Privatleute, die Interesse an der Erneuerung dieser Gebäude hätte.
Heute ist Manaus mit inzwischen ca. 2,2 Millionen Einwohnern, von denen mehr als 80% am Existenzminimum leben, völlig übervölkert und unglaublich verdreckt. Der Verkehr ist Chaos pur und der “Duft” dieser Stadt ist nichts für empfindliche Nasen. Erschreckend ist die Anzahl an obdachlosen Menschen, die irgendwo auf den Gehsteigen liegen und von Bettelei und Almosen leben. Obwohl wir uns nur auf großen und belebten Straßen bewegt haben, waren wir heilfroh, nach unserem Rundgang wieder sicher auf dem Schiff angekommen zu sein.
Nach dem Abendessen gab es noch einen kleinen Rundgang auf Deck 9. Danach wurde uns ein ganz besonderer musikalischer “Leckerbissen” geboten. Hapag Lloyd hatte eine lokale Band namens Grupo Garonga an Bord eingeladen. Die 4 Musiker nahmen uns in ihrem Programm “Musical Sound of the Forest” mit auf eine musikalische Reise durch die Kultur des Amazonas. Eine fantastische Aufführung auf höchstem musikalischen Niveau. Leider kann ich aufgrund der limitierten Bandbreite keine Videos hochladen, aber ich versuche es später mal mit einem kurzen Clip über WhatsApp.
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Hella und Werner (Montag, 25 März 2024 00:22)
Ja ,leider sieht man es der Stadt und auch den Dörfern an ,dass die Menschen mit wenig zurecht kommen müssen.Aber Ihren Stolz und das Temperament haben sie nicht verloren.Wow wie mutig von Euch zu den Delphinen ins Wasser zu gehen,sogar Marion.Das war ein Erlebnis und eine Seltenheit,sind ja wirklich pink die Tiere.Sind ja zum Glück Vegetarier.Das war ein ereignisreicher Tag für Euch mit tollem Abschluss.Und das Wetter macht auch mit.
Susi &Hajo (Montag, 25 März 2024 22:12)
Das war aber ein erlebnisreicher Tag ! Ein lost place … eine Stadt, die man wohl nicht unbedingt gerne besucht …und als Highlight das Planschen mit den Flussdelphinen - das ist wirklich toll, das diese absolut freilebenden Tiere sich inmitten der Menschen tummeln ( da wäre selbst ich mal ins Wasser gestiegen � ) ! Wünschen Euch weiterhin so aufregende Tage !