Heute ist Tag 4 unserer Expedition - und der vierte Tag ohne Mobilfunk und Internet!! Die Ersten (U30) werden leicht nervös!!! Sie fühlen sich vom Weltgeschehen abgeschnitten. Gott nee, meine 500.000 Follower denken bestimmt mich hat ein Eisbär gefressen.
Die Nacht über sind wir im Woodfjord auf und ab gefahren. Gegen 07.00 Uhr erreichen wir den Bockfjord, einen Seitenarm des Woodfjord.
Den Wecker haben wir heute morgen nicht gebraucht, denn der Gong für eine Durchsage von der Brücke schmiss uns um 08:00 Uhr aus dem Bett. Endlich auch für mich mal eine Nacht, in der ich trotz Sonnenschein gut schlafen konnte, und dann so etwas. Der erste Blick aus dem Fenster ließ kurzzeitig Zweifel an der Location hochkommen. Sah eher wie Ayers Rock in Alice Springs / Australien mit "Schneehut" aus😉.

Offensichtlich hatte der Kapitän den idealen Spot für eine Anlandung schneller gefunden als erwartet. Es blieb gerade noch Zeit für eine Katzenwäsche und dann schnell in die Zodiac-Klamotten. Kaum fertig, kam auch schon der Aufruf für die Zodiac-Gruppe “Schwarz”. Alle Passagiere sind einer bestimmten farbigen Gruppe zugeteilt. Die Aufrufe erfolgen in Corona-konformen Abständen und es geht wirklich zügig und gesittet vonstatten. Die Fahrt zur Anlandungsstelle dauerte nur 5 Minuten.
Das Wetter war auch heute wieder genial mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von 15° in dem windgeschützten Blockfjord. Hier gibt es die Jotunkildene - die Quellen Jotuns, einem Riesen aus der nordischen Mythologie - zu sehen. An den Flanken des Quellenhügels haben sich Sinterterrassen aus Kalkstein gebildet, die dem Quellenhügel sein farbiges Aussehen verleihen. Die Überreste des Vulkans erinnerten uns ein wenig an ähnliche Quellen im Yellowstone Park in den USA.
Für einen Blick auf die Quellen muss man allerdings vom Strand den Berg hinauf klettern. An sich kein großes Ding, aber der Aufstieg ist in dem unwegsamen Gelände nicht gerade einfach. Alles was hier wächst stellt ein eigenes kleines Ökosystem dar, weshalb man sich nur auf ganz bestimmten mit Flaggen gekennzeichneten “Wegen” bewegen darf.
Arktisch gekleidet mit warmer Unterwäsche, dicken Pullovern und einem noch dickeren warmen Parka plus Zodiac-Schwimmweste steht in den Gummistiefeln nach 300 Metern das körpereigene Wasser bis Oberkante Stiefelschaft.
Wer rechnet schon mit 15° plus in der Arktis?? Da begreift man erst einmal, was der Klimawandel für diese Gegend bedeutet und welche Gefahr er für die Zukunft darstellt!!!
Zum Glück fand sich einer der Experten bereit, eine Bekleidungsaufbewahrungsstelle einzurichten. Oben angekommen wurde man mit einer fantastischen Aussicht über den Fjord und die Bucht belohnt.
Nach gut einer Stunde ging es zurück zum Schiff. Jetzt war auch Zeit, den Fjord und seine Gletscher in voller Pracht bei strahlendem Sonnenschein zu bewundern. Gegen 11:30 Uhr waren alle Passagiere an Bord und die Zodiac's an ihrem Platz verstaut. Kurze Zeit später setzte die Spirit die Fahrt zu unserem nächsten Ziel Gråhuken fort.
Da das Frühstück ausgefallen war, trieb uns der Hunger zum Mittagessen auf Deck 8. Dort haben wir im begehrten Außenbereich des Lido Restaurants auf dem Achterdeck einen sehr schönen Tisch mit Ausblick und Sonnenschein ergattert. Um ehrlich zu sein, es hat sich eher wie Kanaren als wie Spitzbergen angefühlt. Das Buffet, wie immer exzellent und Corona-konform bewacht, machte die Auswahl nicht ganz einfach. Doch wir haben alle unfallfrei und ohne Bisswunden etwas Leckeres gefunden.
Die zweite Exkursion am Nachmittag führte nach Gråhuken, eine Landzunge an der nördlichsten Spitze der Hauptinsel Spitzbergen. Es liegt am Beginn des Woodfjords, der sich in nord-südlicher Richtung etwa 65km ins Land hinein streckt. Die Attraktion ist die Ritter-Hütte, die man dort besichtigen kann. In dieser Hütte hat Christiane Ritter zusammen mit ihrem Mann Hermann und dessen Freund Karl Nikolaisen im Winter 1934-1935 auf engstem Raum überwintert. Ihre Erlebnisse hat sie in dem Buch “Eine Frau erlebt die Polarnacht” niedergeschrieben und veröffentlicht. Lottchen hat dieses Buch im Vorfeld unserer Reise gelesen und war total begeistert.
Nach diesem “Geschichtsunterricht” ging es zurück zum Schiff. Der Kapitän hatte aber noch eine tolle Überraschung für uns. Auf dem Weg zu unserem morgigen Ziel liegt die kleine Sandbank “Moffen”. Sie ist ein Naturschutzgebiet, dem man sich bis maximal 300 Metern nähern darf. Um diese Jahreszeit tummeln sich dort viele Atlantik Walrosse. Kurz vor Erreichen der Schutzzone wurden die Maschinen gestoppt und wir bekamen einen sehr guten Blick auf die Walrosse auf der Sandbank, die sich faul in der Sonne räkelten. Für uns gab es nicht nur einen guten Blick auf die Walrosse, sondern der Käpt’n lud auch noch zu einem Gläschen Champagner zum Aperitif ein. Die perfekte Einstimmung auf ein exzellentes Dinner im Hanseatic Restaurant.
Über Nacht verholte die Hanseatic Spirit in die Hinlopenstraße, die Meeresenge zwischen den Inseln Spitzbergen und Nordaustlandet (Nordostland) des Svalbard Archipels. Seegang und Wind nahmen deutlich zu, proportional dazu nahm die Außentemperatur ab.
Für morgen sind zwei Zodiac-Ausbootungen geplant, vorausgesetzt die Wetterverhältnisse lassen es zu. Denn ab jetzt werden sich Wetter und Natur mehr von der arktischen Seite zeigen. Wir verlassen den Bereich des Golfstroms an der Westküste und fahren in den Bereich des arktischen Nordstromes ein. Dazu dann morgen mehr.
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Susi & Hajo (Montag, 25 Juli 2022 16:52)
Also, Ihr Lieben, ich weiß gar nicht , was ich sagen soll, und das kommt bei mir ja selten vor ! Eure „Appetithappen“ haben ja schon neugierig gemacht, und was haben wir wieder für ein Glück, dass Ihr uns mitnehmt auf diese phantastische Reise…diese grandiose Landschaft und ihre tierischen Bewohner sind wahrhaft faszinierend , beeindruckend , einmalig und bestimmt unvergesslich für Euch …kurzum : Ich bin total begeistert von Euren wunderschönen Fotos und anschaulichen Berichten ! Freue mich schon auf die Fortsetzung und sende liebe Grüße aus dem leider fürchterlich heißen Rheingau