Es war ein lehrreicher und spannender Tag heute. Auf dem Programm stand der Besuch in einem Dorf der Jebalis, wie die Bergbewohner genannt werden.
Mussallem Hassan, unser Reiseleiter wie er sich selber nennt, hatte aber ein wenig am geplanten Programm "gedreht" und brachte uns anstelle eines Dorfes der Jebalis zur Kamel- und Ziegenfarm seines Onkels. In seinem großen Toyota-Geländewagen ging es auf schmaler werdenden Straßen durch mehr oder weniger idyllische Dörfer aufwärts in das Qara-Gebirge. Die Straßen muß man sich allerdings mit frei laufenden Dromedaren teilen, von denen es in der Gegend mit über 150.000 fast soviel gibt wie Einwohner. Kein Wunder, dass sie oft die Straße blockieren und wir immer wieder um bedächtig malmende Kiefer Slalom fahren mussten. Und weil auch jede Menge Kühe unterwegs sind, führt das gelegentlich zu tierischen Staus.
Auf der "Farm" angekommen, wurde uns direkt frische Kamelmilch angeboten. Und natürlich haben wir diesen Willkommenstrunk nicht ausgeschlagen. Mussallem behauptet ja, dass die Milch der Kamele seines Onkels ein wenig nach Fisch schmecken würde, denn er füttert sie mit getrockneten Sardinen. Wir haben es nicht herausgeschmeckt. Die Milch schmeckt der Kuhmilch sehr ähnlich. Sie hätte vielleicht etwas kälter sein können, aber sie war ganz frisch "gezapft". Anschließend wurden uns stolz die Kamele und Ziegen vorgeführt.
Weihrauch ist in der Region Dhofar im Süden des Oman ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. „Der beste Weihrauch der Welt kommt hier aus der Region um Salalah seit mehr als 5.000 Jahren“, erzählt Mussallem auf der etwas abenteuerlichen Fahrt querfeldein zu den Weihrauchbäumen im Wadi Dawkah. „Zweimal im Jahr wird geerntet“, erklärt er. Dafür werden die Stämme und Äste des Weihrauchbaumes angeritzt – in den Wochen danach sammelt sich an der Schnittstelle das Harz. Die ersten beiden “Anschnitte” der Bäume befördern in der Regel minderwertigen Harz zum Vorschein. Erst die Qualität des dritten Cuts genügt den Ansprüchen für den Verkauf. Nach der Ernte wird der Harz auf Tüchern ausgebreitet und in der Sonne getrocknet. Je heller er ist, desto besser seine Qualität und entsprechend höher der Preis.
Nach dem "Weihrauchunterricht" führte die Tour weiter in die Steinwüste von Haluf und das Wadi Ayoun. Ein ziemlich wilder Geländeritt über allenfalls angedeutete Wege. Doch Mussallem kennt hier offensichtlich jeden Stein und steuert den Toyota mit traumwandlerischer Sicherheit zum nächsten Aussichtspunkt. Der Blick wandert über eine ziemlich trockene und unwirtliche Gegend und es fällt mit schwer zu glauben, dass es hier während des Monsuns im Sommer auch grüne Flecken Erde geben soll. Und wie zur Bestätigung dessen findet sich in all dem Geröll ein zartes Pflänzchen. Hier und da sieht man in den Schluchten den einen oder anderen Busch. Die Sonne brennt vom Himmel und die 30° sind locker überschritten.
Unser Weg führte uns dann aus der Wüste wieder in grünere Gefilde. Das nächstes Ziel war das Mausoleum von Nabi Ayoub, wie er im Koran genannt wird. In der Bibel ist er als Hiob bekannt. Grüne Mangobäume, Akazien und Oleander umgeben die kleine Moschee, welche dringend einen neuen Anstrich benötigt. Immerhin ist das Grab eine bedeutende Pilgerstätte für Muslime und Christen gleichermaßen. Gemessen an der religiösen Bedeutung wirkt das Mausoleum fast ein wenig ärmlich.
Im Alten Testament wird Hiob als wohlhabender und rechtschaffener Mann beschrieben. Und obgleich er all seinen Besitz wieder verlor, hielt er an seinem Glauben zu Gott fest. Da ihm nacheinander vier Boten des Himmels seine schmerzlichen Verluste mitteilten, werden schlechte Nachrichten bis heute als »Hiobsbotschaft« überbracht.
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Susi & Hajo (Freitag, 22 November 2019 16:21)
Tierisch gute Bilder ! Ich frage mich ja, wovon diese 150000 freilebenden Dromedare so leben...das wirkt ja teilweise richtig lebensfeindlich , diese Steinwüste ist unglaublich karg. Dienen Kamele eigentlich auch als Nahrungsmittel für die Omanis ?
Hella und Werner (Samstag, 23 November 2019 19:12)
Könnt Ihr die Farbe Sand überhaupt noch sehen?Das ist wirklich mitten drin,dass die Kamele da überleben können??Und da mit dem Auto durch ,alle Achtung,bei der Hitze.Und weit und breit kein kühles Bier.Warum wurde das Grab abgehängt?War da ein Feiertag?Aber wieder tolle Bilder,man fühlt sich mittendrin!