Die roten Dünen des Sossusvlei
Die Fahrt zur Kulala Desert Lodge war erstaunlicherweise viel interessanter als wir erwartet haben. Knapp 350km auf Schotterstraßen durch die Namib Wüste lassen nicht unbedingt auf eine abwechslungsreiche Fahrt schließen. Doch die Umgebung änderte sich ständig und die Hoppelei ist auch immer wieder spannend und voller Überraschungen. Man wird zum Beispiel von einer Bikerin aus der Schweiz angehalten und nach etwas Wasser gefragt, oder man stoppt für einen „natural break“ in Ermangelung einer Toilette an einem schattigen Plätzchen unter einem Baum, und stellt dann fest, dass man bei seinem „Geschäft“ von 2 neugierigen Zebras beobachtet wird. Es gibt sicher Schlimmeres, denn in diesem Gebiet sind reichlich Schlangen und Skorpione zuhause. Da lob' ich mir 2 Zebras!!!!
Die Lodge entpuppte sich als eine sehr schöne Herberge im afrikanischen Stil. Unsere Zimmer sind eine Kombination aus Zelt und Kral mit Strohdach, Moskitonetz und Ventilator. Aber wer jetzt denkt: "oh Gott" dem kann ich nur sagen, weit gefehlt. Es ist alles da, es fehlt an nichts, und wenn wir wollen, können wir uns das Bett sogar auf dem Dach aufschlagen lassen, um den traumhaften afrikanischen Sternenhimmel zu bewundern. Es wird allerdings des Nachts empfindlich kühl und die Temperaturen gehen runter in den einstelligen Bereich. Zu kalt für's Dach, sagt Lotte. Und sie hat Recht!!
Leider haben wir heute kein besonderes Glück mit dem Wetter. War es schon in Aus recht stürmisch und diesig, so ist es hier im Sossusvlei sogar noch etwas schlimmer. Zwar ist der Wind nicht ganz so stark, aber trotzdem fliegt viel Staub und es ist sehr diesig, so dass wir von dem phänomenalen Anblick der Dünen zumindest bis jetzt noch sehr wenig gesehen haben. Hoffentlich haben wir morgen früh mehr Glück, denn dann heißt es um 4:45 Uhr aufstehen, kurz frühstücken, und dann geht es auf eine „Morning Safari“ in den Namib-Naukluft Nationalpark.. Mal sehen was der Tag uns bringt.
Der Wecker am nächsten Morgen war brutal, aber wir haben es wirklich nicht bereut, so früh aufzustehen, denn die anstehende Tour kann man eigentlich nur in den frühen Morgenstunden bewältigen. Danach wird es einfach zu heiß für solche Verücktheiten. Grad' das es hell wurde, waren wir bereits auf dem Weg in den Namib-Naukluft Nationalpark. Unser Guide heißt Suama, ein junges Mädchen vom Stamme der Owambo aus dem Okavangogebiet im Norden. Ihr Name bedeutet in unserer Sprache „Geschenk Gottes“. Trotz ihrer Jugend wußte sie einiges über die Gegend zu erzählen und der Umgang mit dem schweren Allrad-Jeep wurde ihr offensichtlich auch in die Wiege gelegt. Auf dem Weg zu den Dünen des Sosussvlei begleiteten uns diverse Oryx-Antilopen und eine ganze Herde Strauße.
Die riesigen, ockerfarbenen Sanddünen des Sossusvlei bieten ein unvergessliches Panorama - bis zu 320 Meter hoch schweben sie zeitlos im Herzen der ältesten Wüste der Welt mit so prägnanten Namen wie Dune 45, Big Daddy und Big Mama. Die menschlichen Fussstapfen an der Abrisskante wirken fast wie Ameisenwege ins Nichts. Auch wir haben uns auf die Dünen gewagt. Lotte, Gitte und ich haben einen 200m hohen Nebenarm von Big Daddy erklommen, und Jürgen hat sogar den 320m hohen Gipfel geschafft. Witzig ist, dass man jederzeit an den "Seitenwänden" wieder absteigen kann, wenn es einem zuviel wird. Man sinkt zwar bis an die Waden in den Sand, aber ansonsten ist das erstaunlicherweise recht einfach.
Die weissen Vleis (Lehmpfannen) bilden einen scharfen Kontrast zu dem roten Sand und dem endlos blauen Himmel. Das lässt jedes Fotografenherz höher schlagen. Tiere und Pflanzen, die auf die nächtlichen Wüstennebel angewiesen sind, finden hier in diesem unwirtlichen Umfeld im Sand und unter den verwitterten Kameldornbäumen Zuflucht vor der brutalen und schnell ansteigenden Mittagshitze.
Der Tsauchab Fluss reicht tief in den 70 Kilometer breiten Dünengürtel der Namib bis nach Sossus hinein und hat sich dort nach besonders reichen Regenfällen ein Sammelbecken geschaffen - das Vlei (daher der Name Sossusvlei)- in dem das Wasser verdunstet und versickert. In unregelmäßigen Abständen (lt. Suama ca. alle 5 Jahre, das letzte Mal 2012) wiederholt sich das Schauspiel, dass der Tsauchab so viel Wasser führt, dass das sonst trockene Wüstenvlei für wenige Tage zu einem ausgedehnten, aber flachen See inmitten der bis über 300 Meter hohen Dünen wird. Vor etwa 500 Jahren wurde ein solches Vlei von einer Düne abgesperrt. Die Folge war, daß die riesigen Kameldorn Bäume kein Wasser mehr bekamen und damit langsam abstarben. Die Überreste dieser Bäume kann man heutzutage im Dead Vlei besichtigen. Das Dead Vlei lässt ein jedes Fotografenherz höher schlagen, da man nicht genug von der Farbmischung der weißen Bodenfläche, der schwarzen Bäume, der roten Dünen und dem blauen Himmel bekommen kann.
Es war zwar ein anstrengender, aber ebenso ein absolut spektakulärer Morgen für uns. Nach dieser "Tortur", haben wir dann den Rest des Tages faulenzend im Hotel verbracht.
Heute am Sonntag, haben wir es etwas ruhiger angehen lassen. Ein Blick Richtung Dünen von der Hotelterrasse ließ bereits erahnen, dass wir gestern mal wieder unverschämtes Glück gehabt haben. Es war sehr diesig und von den Dünen war kaum etwas zu sehen.
Für uns stand der Sesriem Canyon auf dem Programm, dessen Wände teilweise wie Bimsstein aussehen sollen. Nach kurzer Diskussion mit einer übel gelaunten Rangerin am Eingang des Nationalparks haben wir dann den Besuch des Canyons auf die Rückfahrt verlegt und sind zunächst noch einmal bis zu den Dünen in den Park gefahren. Die enttäuschten Gesichter der Touristen sprachen Bände. Alle hatten natürlich die traumhaften Bilder der diversen Broschüren und Reiseführer vor Augen. Und dann ist alles nur halb so schön wegen des Dunstes. Gegen Mittag wurde die Sicht dann etwas besser, aber da war es wegen der Hitze eigentlich schon zu spät, um noch auf eine Düne aufzusteigen. Wir haben zwar ein paar ganz wagemutige (oder sollte man besser sagen Idioten) gesehen die doch los sind, aber das kann bei knapp 40 Grad im Schatten -und auf der Düne ist keiner!!- auch ganz schnell in's Auge gehen.
Wir sind dann wie geplant zum Canyon gefahren, wo sich Marion und Gitte entschieden, wegen der Hitze nicht in den Canyon hinab zu steigen. Der Sesriem Canyon gehört zur Kategorie der Slot-Canyons, die ihren Reiz durch das einfallende Sonnenlicht bekommen. Jürgen und ich sind runter und haben uns bis zum Vlei am Ende des Canyons durchgekämpft. Der Canyon ist zwar ganz interessant, aber bei weitem nicht so spektakulär wie zum Beispiel der Antelope Canyon in Arizona.
Am Nachmittag war dann wieder faulenzen im Hotel angesagt. Morgen geht es weiter nach Swakopmund, wieder ca 320km über Schotterstraßen.
Falls WiFi es zuläßt, melden wir uns von dort wieder.
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Monika und Uwe (Sonntag, 15 November 2015 22:19)
Hallo Ihr 4,
beeindruckend schöne Bilder wir verfolgen gespannt Eure Reise und freuen uns immer wieder von Euch zu lesen und die Bilder zu betrachten; der Himmel und die roten Dünen -einmalig-. weiter so und noch viele erlebnisreiche Tage.
Liebe Grüße aus dem verregneten und stürmischen Bochum senden Euch Monika und Uwe
PS: dem Brownie geht es gut
Helli und Werner (Montag, 16 November 2015 09:45)
Moin Ihr Lieben!Was für tolle Bilder,die Farben der Dünen,man sieht förmlich die glühend heiße Luft.Bewundernswert dass Ihr diese Tour noch so bewältigend könnt!!Die Unterkünfte sehen ja gemütlich aus,Haben die dort Klimaanlage??Aber ein kühles Bier,was für eine Erfrischung!Wir hoffen auch ,dass der Wagen diese Straßen durchhält und Ihr uns noch weiter so tolle Berichte liefert.Liebe Grüße aus dem verregneten Norden!Helli u.Werrner
Anita und Dieter (Montag, 16 November 2015 20:01)
Hallo Ihr Weltenbummler! Jetzt möchten wir uns aber auch einmal melden. Wir begleiten Euch schon die ganze Zeit auf Eurer Reise und lernen so durch die interessanten Berichte und die wunderbaren Fotos ein uns fremdes Land ein wenig kennen. Wir wünschen Euch weiterhin viele neue Eindrücke und Erlebnisse und freuen uns schon auf neue "Post" von Euch. Bleibt gesund und kommt gut weiter über die Schotterstraßen und ans Ziel der Reise. Liebe Grüße aus der trüben Heimat! Anita und Dieter
Susi & Hajo (Dienstag, 17 November 2015 21:53)
Was für tolle Bilder von einer beindruckenden Landschaft...einmalig schön !!!
Die roten Dünen und der blaue Himmel sind einfach traumhaft. Weiterhin gute Fahrt nach Swakopmund und hoffentlich nie eine Panne ! Liebe Grüße an Euch 4