Der "Grand Canyon" Namibia's
Der Fish River Canyon gehört teilweise zum staatlichen Fish-River-Canyon-Nationalpark und zum Teil zum privaten 440 km2 großen Canyon Nature Park. Er hat einer Länge von etwa 160 km und eine Breite von bis zu 27 km und ist bis zu 550 Meter tief. Man bezeichnet ihn auch als den größte Canyon Afrikas und manche sagen sogar, er ist der zweitgrößte Canyon der Welt nach dem Grand Canyon in Arizona. Entstanden ist allerdings nicht durch den Flußlauf, sondern durch das Auseinanderdriften der Kongo- und Kalahariplatte.
Der Fish River ist mit einer Länge von über 650 km der längste Fluss Namibias. Er entspringt im östlichen Naukluftgebirge, führt aber ausschließlich in sehr regenstarken Zeiten Wasser. Wenn man bedenkt, das die durchschnittliche Niederschlagsmenge in dieser Gegend bei höchsten 100 – 150 mm im Jahr liegt, ist es schon verwunderlich, dass sich trotzdem im Flussbett immer noch einzelne Tümpel finden, die von einigen Antilopenarten aber auch von Leoparden genutzt werden.
Aufgrund der langen Fahrstrecke war heute das Frühstück bereits um 7:00 Uhr angesagt. Die ersten 380km führten über die geteerten Nationalstraßen N1 und N4. Später ging es dann auf die D 463, unsere erste Schotterstraße. Anfänglich war die Straße sehr gut befahrbar, aber die letzten 20km – für die wir über 1h gebraucht haben - waren dann schon ziemlich abenteuerlich. Duffy – so hat Lotte unseren Mietwagen getauft – hatte ziemlich zu schaffen in dem rauen Gelände, hat das aber mit Bravour gemeistert. Fotografen-Glück hatten wir auch noch, denn hinter einer Kurve lag eine Oryx-Antilope mit ihrem Nachwuchs fast auf dem Weg. Nachdem der erste Schreck überwunden war, blieb sie aber in unmittelbarer Nähe stehen und musterte uns neugierig. Ein wunderschöner Anblick, und es ist für mich völlig unverständlich, wie man diese prächtigen Tiere nur aus Spaß jagen und abschießen kann!!
Schon auf dem Parkplatz der Lodge wurden wir herzlich empfangen und nachdem wir die Eingangstür durchschritten hatten, mussten wir erst einmal diesen unglaublichen Ausblick „verdauen“. Die Lodge ist fast auf die Kante des Canyons gebaut und besteht neben dem Haupthaus aus 20 Chalets, mit Blick über den Canyon.
Zunächst gab es einen fruchtigen Willkommensdrink und anschließend eine kurze generelle Einweisung. Dann kam die Überraschung, denn wir bekamen wir für jedes Chalet ein „Survival-Kit“, bestehend aus Taschenlampe, einer Signal-Tröte für Gefahrensituationen – es gibt kein Telefon im Chalet!! - und zu unser aller Verwunderung je zwei Paar Ohrenstöpsel. Auf unsere verwunderten und fragenden Blicke bekamen wir die eher lakonische Antwort „Ja, vielleicht braucht ihr die, denn es ist sehr windig hier“. Was es damit WIRKLICH auf sich hatte, erfuhren wir sehr schnell im Verlauf der nächsten Stunden. An der Kante des Canyons bläst während des Tages permanent ein strammer Wind aus ständig wechselnden Richtungen. So gegen 15.30 Uhr aber, bewirkt wohl der Sonnenstand und die Veränderung der Lufttemperatur, dass sich dieser Wind rapide und immens verstärkt als gäb's kein Morgen. Zumindest hat man es uns so erklärt. Wir haben diesen Effekt dann später auch gleich beim ersten kühlen Bier auf der Terasse gemerkt, denn selbst die vollen Gläser sind uns fast weggeblasen worden.
Dummerweise – und jetzt kommen wir wieder zu den Ohrenstöpseln - bleibt dieser Zustand bis in die frühen Morgenstunden erhalten. Das heißt, die Chalets werden ab dem späteren Nachmittag und die ganze Nacht hindurch von diesem tosenden Wind umstürmt, was eine unglaubliche Geräuschkulisse erzeugt. Es klappert alles, was nicht niet-und nagelfest ist. Die zweiflügelige Zugangstür zum Chalet besteht aus Metall und macht alles, bloß nicht winddicht schließen. Es klappert und pfeift, dass es eine helle Freude ist und man meinen könnte, draußen reißt jemand die Terrasse des Chalets ab. Manche Windböen sind so stark, das das gesamte Chalet ächzt und knirscht. Freunde – kein Witz. Wahrscheinlich ist es aber genau das, was diese Unterkunft so interessant und begehrt macht, denn sie ist ständig ausgebucht.
Bleibt noch zu erwähnen, das wir alle vier in beiden Nächten hervorragend geschlafen haben. Übrigens – ohne Ohrenstöpsel!!!
An der Canyon-Kante gibt es in sicherem Abstand sehr gut markierte Wanderwege, die zu herrliche Aussichtspunkten führen. Die Chance haben wir natürlich genutzt und noch am Nachmittag eine kurze
Wanderung in westlicher Richtung gemacht. Trotz dieses wahnsinnigen Windes lagen die Temperaturen immer noch bei über 35°, sodaß wir uns nach gut einer Stunde wieder in der Lodge zu einem
eisgekühlten Windhoek Lager eingefunden haben.
Am nächsten Morgen sind wir nach einem sehr leckeren Frühstück und mit ausreichend Wasser „bewaffnet“ zu einer fast 4-stündigen Wanderung in östlicher Richtung entlang des Canyons aufgebrochen. Der Wind war zwar immer noch da, aber im Vergleich zur Nacht doch sehr moderat. Ein angenehm kühlendes Element angesichts der sehr schnell ansteigenden Temperaturen.
Diese Gegend gehört zur sogenannten Quiver Tree Region = Köcherbaum-Region. Davon stehen hier jede Menge herum in allen Größen und Formen. Ein Holländer namens Simon van der Stel hat sie wohl im Jahre 1685 hier entdeckt. Als er beobachtete, dass die damals hier lebenden Buschmänner die weichen Zweige aushöhlten und die äußere harte Rinde als Pfeilköcher verwendeten hat er sie Köcherbäume genannt. Und diesen Namen tragen sie bis heute. Die Vegetation am Canyon besteht überwiegend aus Pflanzen und Bäumen, die unter diesen extremen klimatischen Bedingungen überleben können.
Eine kleine Episode am Rande. Lotte und ich hatten in unserem Zimmer bereits am ersten Tag ein Problem mit dem Schloß an der Tür, welches aber recht fix behoben wurde, dachten wir.
Als wir am Abend die Tür von innen abgeschlossen haben, blieb der Schlüssel im Schloß stecken und ließ sich auch nicht mehr aus dem Schloß ziehen oder in irgendeine Richtung drehen. Somit waren wir für die Nacht buchstäblich eingeschlossen. Am nächsten Morgen blieb uns nichts anderes übrig, als über den Zugang zur Aussendusche zu klettern und der Rezeption Bescheid zu geben.
Was man nicht alles erlebt, wenn man eine Reise tut.!!!!!
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Steffi und Micha (Freitag, 13 November 2015 08:34)
Man,man ,
ihr habt ja wieder tolle Sachen erlebt und dieser Ausblick vom Charlet... ein Traum!
Viele liebe Grüße an alle!
Helli und Werner (Freitag, 13 November 2015 09:48)
Moin Ihr Lieben!Mal wieder ein informativer Bericht.Helmut.Du hast doch bestimmt geflucht,als die Tür nicht aufging?..Sieht wirklich aus wie in Texas und die Hitze kommt auch hin.Nur leider dort keine Tiere ,ist wohl zu heiß und trocken.Klar ,habt Ihr gut geschllafenbei dem Wind,als erprobte Segler!!
Habt Ihr Ersatzbenzin dabei.?Ist doch recht einsam dort,aber sehr beeindruckend!Noch viele schöne Eindrücke und viele Tiere vor die Linse.Ganz liebe Grüße an Euch und gute Fahrt weiterhin!
Meinhard und Marion (Freitag, 13 November 2015 20:19)
Oh, oh, soviel Natur. Weites Land und wenig Häuser!
Hier ist alles im grünen Bereich. Heidi und Dieter sind gestern umgezogen! Liebe Grüße und lasst Euch nicht wegpusten, ist ja schlimmer als am Mühlenschaarn.
LG Eure M.&M
Susi & Hajo (Freitag, 13 November 2015 20:45)
Wow...ist das toll da, wirklich beeindruckend ! Diese Lodge mit den Chalets " in the middle of nowhere" würde mich auch reizen...Arizona-Feeling in Afrika.
Und als Bretagne-Fan wäre ich da auch gut aufgehoben, von wegen Wind und noch mehr Wind ...weht bloß nicht weg ! Grüssle