Gestern hat es leider nicht mehr geklappt, denn nach insgesamt 450km von Nelson nach Hokitika und diverser Abstecher zwischendrin, kam im Kopf irgendwann die „Overload“ Meldung. Der Tag war lang und brachte eine Unmenge von wundervollen Eindrücken. Der Wille war da, diese auch noch in Worte zu fassen, aber wir konnten beide den „Avancen“ des Hotelbettes nicht widerstehen.
Schon der morgendliche Blick aus dem Fenster ließ erahnen, nach dem grässlichen Vortag war uns der Wettergott wieder hold. Stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein, die idealen Begleiter für diese Strecke. Natürlich haben wir uns so etwas ähnliches wie einen Streckenplan zurecht gelegt, und natürlich war der, wie meistens, bereits nach dem ersten Fotostop Makulatur. Denn man steht, staunt und fotografiert und schwupp ist eine halbe Stunde vorbei. Dazu kommen die diversen Smalltalks mit anderen Reisenden, die man zumeist am nächsten Fotostop wieder trifft. Was diese Strecke so faszinierend macht, ist der permanente Wechsel der Vegetation. Von Küstenlandschaft mit Dünen und herrlichen Stränden, über Regenwald mit dichtem Buschwerk, Palmen und mannshohen Farnen, glasklaren Binnenseen und Flusslandschaften bis hin zum Hochgebirge ist alles dabei. Natürlich haben wir an all’ den berühmten und bekannten Sehenswürdigkeiten wie die Seebären Kolonie in Westport, die Pancake Rocks = Pfannkuchenfelsen Greymouth / Panakauki oder Hokitika Gorge =Schlucht. Besonders „lustig“ war die Seebären Kolonie. Großartig angekündigt und tiptop ausgeschildert, ein Riesenparkplatz, jede Menge Autos, gefühlte 1 Million Japaner - mit im Schnitt 3 Kameras bewaffnet - und dann liegt da EIN armseliger Seebär (noch dazu ein gaaaaanz kleiner) auf diesem Riesenfelsen. Die Gesichter der Japaner hättet ihr sehen sollen!!! Da kommt man einmal im Leben nach Neuseeland und dann sind alle Seebären auf der „Arbeit“ beim Fischen.
Besonders beeindruckend sind die ca. 30 Millionen Jahre alten Pancake Rocks. Manche Felsen sehen wirklich aus wie ein Stapel Pfannkuchen. Sie bestehen aus Kalksedimenten und Tonmaterialien und erodieren deshalb in der starken Brandung unterschiedlich schnell. Durch Felsnasen, Höhlen und Ausspülungen in und zwischen den Felsen wird das Wasser der Brandung durch sogenannte Blowholes = Blaslöcher mit Druck wieder an die Luft gedrückt. Ein faszinierendes Schauspiel der Natur.
Auch die Hokitika Schlucht mit ihrem durch Steinsedimente und Ablagerungen türkis gefärbten Wasser ist sehenswert. Aber mit so etwas können wir in Bayern an den Lechfällen kurz hinter Füssen auch aufwarten.
Die heutige Strecke war im Vergleich zu gestern mit 160km eher kurz, aber auch diese Tour war immer wieder von Fotostops unterbrochen. Besonders als wir in die Nähe der Gletscher kamen folgte ein Stop nach dem anderen, so dass meine Kopilotin schon etwas nervös wurde, weil dabei natürlich jedes mal einiges an Zeit draufgeht. Wir haben unter anderem an einem kleinen Picknickplatz angehalten und direkt am Flussufer einige tolle Aufnahmen machen können. Der Blick über den türkisfarbenen Fluss und das tiefgrüne Buschland auf die Südalpen, über deren Gipfel sich genau in dem Moment die Wolken auflösen, hat schon etas ganz Besonderes. Apropos Wolken auflösen. Die Meteorologen hier sind keinen Deut besser als bei uns. Die Vorhersage war sonnig, blauer Himmel und warm. Was hatten wir? Wolkig, grau und warm. Naja, wenigstens 1 aus 3 hat gepasst.
Unser Tagesziel war das Gletschergebiet der Südalpen, mit den beiden berühmtesten Gletschern Franz-Josef und Fox. Aufgrund der Schilderungen von Colin und Maxine, unseren Freunden aus Schottland, haben wir uns für die Besichtigung des Fox Gletschers entschieden. Zunächst sind wir einem kleinen Weg gefolgt, der am Ende einen tollen Blick auf den Gletscher bieten sollte. Leider war der 20-minütige Fußmarsch umsonst, denn der Gletscher war komplett in den Wolken versteckt. Dann sind wir dem offiziellen Wegweiser zum Gletscherparkplatz gefolgt. Dort bekamen wir die Information, dass am Gletscher die Sicht sehr gut sei und man bis auf 200m an den Gletscher herankommt. Also, 3 mal tief durchatmen und dann los. Eine Stunde lang auf einem Geröllweg bergauf, über Gebirgsbäche hüpfend (ganz einfach wenn man weiss wo die Steine liegen) und gefühlten 1 Millionen Japanern/Chinesen umgeben, überwiegend mit Flip-Flops an den Füssen. Am Gletscher angekommen wird man dann sehr schnell für die Mühen entlohnt. Der Anblick ist einfach atemberaubend. Man muss es dann nur noch fertigbringen, unseren fernöstlichen Mitbürgern klarzumachen, dass man auch ganz gerne ein Bild ohne Menschen vom Gletscher machen würde. Auf dem Weg zurück schlug dann wieder unser sprichwörtliches Glück auf dieser Reise zu. Über dem Gletscher lösten sich urplötzlich die Wolken auf und wir hatten freie Sicht auf die Berggipfel oberhalb des Gletschers im Sonnenschein. Da bekommt der Ausdruck atemberaubend noch mal eine neue Qualität. Das war der Lohn für den mühevollen Aufstieg. Eine echte Belohnung gab es dann Abends, ein eiskaltes australisches Bier und - nicht lachen Birgit - einen Ceasars Salad mit grilled Chicken. Gestern gab es übrigens für mich Steaks, Eggs, Salad and Fries und für Marion Barbecue Spare Ribs. Also, kein Grund zur Sorge. Morgen wird es wieder ein langer Tag im Auto, denn es geht 360 km bis nach Queenstown. Und auf dem Weg dahin gibt es natürlich wieder jede Menge zu sehen und zu fotografieren.
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